Das Feld des Personalmanagements (HRM) entwickelt sich ständig weiter, daher ist es entscheidend geworden, Schlüsselkompetenzen für die zukünftige Arbeitskräfte zu identifizieren. In den letzten Jahren hat eine (R)evolution ganzer Branchen stattgefunden, unterstützt von disruptiven technologischen Fortschritten wie Automatisierung, künstlicher Intelligenz, COVID-19 und zunehmender Globalisierung. Als Folge müssen Unternehmen und Fachleute darüber nachdenken, welche Fähigkeiten für die Zukunft wesentlich und am effektivsten sein werden.
Mit dem Aufkommen des digitalen Zeitalters Ende des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Technologie rasant weiter. Die Entwicklung der Computer sowie das Aufkommen des Internets führte dazu, dass technische und digitale Kompetenzen im beruflichen wie auch im privaten verstärkt erforderlich waren, um in der neuen Umgebung erfolgreich agieren zu können.
Die frühen 2000er wurden von den rasanten technologischen Fortschritten wie auch der Globalisierung stark geprägt. Durch die internationalen Beziehungen wurden sprachliche wie auch interkulturelle Fähigkeiten zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen. Die vorranschreitende digitale Revolution verstärkte den Bedarf an komplexeren technischen Fähigkeiten, unter anderm Programmier-, Netzwerk- und Softwarekenntnisse wurden unabdingbar, damit sich dem entwickelnden Umfeld entsprechend anpassen konnten.
Etwa zehn Jahre später wurde fortgeschrittene Datenanalytik zum Schlüssel für den Erfolg, und die Entwicklung von Big Data und Analysen revolutionierte Branchen. Diese Veränderung führte auch zu einem stärkeren Schwerpunkt auf Datensicherheit sowohl für juristische als auch natürliche Personen, was zu einer erhöhten Nachfrage nach noch fortgeschrittenerem technischem Wissen und Experten im Bereich Datensicherheit führte.
Seit 2020 haben COVID-19 und die zunehmende Automatisierung einen stetigen Einfluss auf unser Arbeitsleben gehabt, insbesondere durch die während der Pandemie eingeführte remote/hybride Arbeitsmodelle, welche übergreifende digitale Fähigkeiten forderte. Hinzu kommt die beschleunigte KI-Integration, die umfangreiche Fachkenntnisse erfordert. Da die Automatisierung den Arbeitsmarkt umgestaltet, werden emotionale Intelligenz sowie weitere zwischenmenschliche Fähigkeiten immer wichtiger, insbesondere bei der Telearbeit. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Einfühlungsvermögen, Anpassungsfähigkeit und effektive Kommunikation sind, um volatile Zeiten zu überbrücken.
Durch den soziokulturellen, sozioökonomischen und technologischen Wandel werden sich die erforderlichen Qualifikationen auch in Zukunft verändern. Wie sich diese in Zukunft vermutlich entwickeln werden, wird im weiteren Verlauf des Artikels erklärt.
Daten aus aktuellen Studien veranschaulichen die Problematik. Es ist nicht nur relevant bereits bestehende und zukünftige Kompetenzlücken zu füllen, sondern auch Mitarbeitende bei diesem Wandel zu begleiten und sicherzustellen, dass sie diesen als Chance und nicht als Bedrohung wahrnehmen.
Infolge der Globalisierung, des demografischen Wandels und der Technologie wurde der Arbeitmarkt transformiert, was zur Folge hat, dass sich Personen wie auch gesamte Organisationen diesem Wandel anpassen um wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Qualifikationsdefizite sind bereits sichtbar. Laut einer Studie von McKinsey haben 87 % der Unternehmen weltweit bereits Qualifikationsdefizite oder erwarten sie innerhalb der nächsten 5 Jahre. Welche Fähigkeiten relevanter werden, und welche zukünftig weniger relevant sein werden, ist der folgenden Grafik zu entnehmen.
Wie in der Grafik zu sehen ist, werden körperliche und manuelle Fähigkeiten sowie grundlegende kognitive Fähigkeiten bis 2030 an Bedeutung verlieren, während höhere kognitive, soziale und emotionale sowie technologische Fähigkeiten an Bedeutung gewinnen werden.
Die Verringerung der Stunden, die mit körperlichen, manuellen und grundlegenden kognitiven Aufgaben verbracht werden, wird die Arbeitnehmer dazu zwingen, ihre vorhandenen Kenntnisse zu vertiefen oder neue Fähigkeiten zu erwerben. Die Nachfrage nach bestimmten Berufen wird zwar nicht zurückgehen, jedoch wird ein Teil der Arbeitstätigkeiten automatisiert werden, wodurch Spielraum für neue Tätigkeiten entstehen wird. Technologieaffine Personen, die über die Fähigkeit zur Innovation und Entwicklung verfügen, werden sehr gefragt sein. Auch wenn dies nicht auf die Mehrheit zutrifft, wird es bis 2030 und darüber hinaus immer wichtiger werden, dass jeder zumindest grundlegende digitale und technologische Fähigkeiten erwirbt.
Während Maschinen immer weiter fortschreiten, ist es dennoch klar, dass sie den Menschen nicht in allen Bereichen ersetzen können. Insbesondere soziale und emotionale Fähigkeiten - wie Einfühlungsvermögen, effektive Kommunikation und Führungsfähigkeiten werden eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer positiven internationalen Zusammenarbeit, der Aufrechterhaltung einer gesunden Unternehmenskultur und dem Erreichen von Erfolgen in der Zukunft spielen. Außerdem wird es eine Verlagerung von grundlegenden kognitiven Fähigkeiten (die automatisiert werden können) hin zu komplexeren kognitiven Fähigkeiten wie kritisches Denken, Kreativität und Entscheidungsfindung geben.
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt wurde, reichen die derzeitigen Fähigkeiten möglicherweise nicht mehr aus, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Unternehmen müssen in die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter investieren oder Fachkräfte einstellen, die bereits über diese benötigten Fähigkeiten verfügen. Durch die Teilnahme an Entwicklungsmaßnahmen erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit, vorhandene Qualifikationslücken zu schließen. Dies kann sowohl den Erwerb neuer Fähigkeiten, auch bekannt als "Reskilling", als auch die Verbesserung bestehender Kompetenzen und den Erwerb zusätzlicher Kenntnisse umfassen, die für ihre aktuelle Tätigkeit relevant sind, das sogenannte "Upskilling".
Die folgende Grafik erläutert den Unterschied zwischen Reskilling und Upskilling, den Zweck und die jeweiligen Vorteile. Je nach Aufgabe, Unternehmen und künftigem Bedarf ist entweder das eine oder das andere die geeignete Lösung.
Sources: Agrawal et al. (2020), beyondbots, Bughin et al. (2018), Bruggs et al. (2023), McKinsey (2023), Mouddene et al.(2018) Whiting (2020)